Dienstag, 1. April 2008

AMVs - die besseren Music Videos

Höchste Zeit, dass ich Euch mal was über AMVs erzähle. Diese Bezeichnung dürfte vergleichsweise wenigen ein Begriff sein. Lasst es mich so erklären: Es gibt Fans, die sehen sich Animes nicht nur schweine-gerne an, sondern müssen den Film auch noch zu einem Musikstück neu zusammenschneiden und mit Effekten versehen. Das Resultat nennt man (Überraschung!) Anime Music Video. Dazu gibt eine es wohl gepflegte „Subkultur“, welche mittlerweile auf absolut professionellem Level operiert.
Auf das Thema aufmerksam geworden bin ich durch AKROSS, eine Plattform, welche jedes Jahr einen Contest für den russischen Bereich veranstaltet. Ein weitaus umfassenderes, internationales Archiv bietet animemusicvideos.org, welche ebenfalls jährlich mit einem Event, den VCAs (Viewer's Choice Awards) aufwartet. Resultat dieser Wettbewerbe sind natürlich übersichtliche Sammlungen der faszinierendsten Video-Collagen, von deren virtuosen Konzeptionen sich so mancher Musik-Clip-Produzent eine Scheibe abschneiden könnte.
Ich habe im folgenden eine abwechslungsreiche Mischung der, meiner Meinung nach, bemerkenswertesten Clips zusammengetragen. Wenigstens den ersten sollte man sich zu Gemüte führen und dabei stets im Hinterkopf behalten, dass es sich nicht um die Arbeit von hochbezahlten Profis handelt, sondern um den Elan von Fans.
Die Clips gibt’s dieses mal nicht auf der hiesigen Seite oder youtube zu sehen, sondern werden (in den meisten Fällen) als direkte Download-Links angeboten. Die Gründe dafür sind ganz einfach die unzureichende Auflösung und die Tatsache, dass keine Video-Streaming-Plattform eine bildgenaue Wiedergabe anzubieten hat. Gerade um ein einwandfreies Bild geht's hier aber.


RELOAD von dD.S1nT3z

Fangen wir gleich mit dem besten Clip an, welcher an der AKROSS CON 2005 in den Kategorien „Best Action“, „Best Presentation“ und „Best Use of Visual Effects“ Sieger wurde. Es handelt sich kurz gesagt um ein einziges haltloses, brachialstes Action-Feuerwerk. Ich finde es schier unglaublich, wie der Editor mit meisterhafter Stilsicherheit über vier Minuten hinweg kontinuierlich die Idee von Action aufrecht erhält und dies mit einer beispiellos geilen Auffassung davon (was natürlich auch dem Anime zu verdanken ist). Das verblüffende daran ist, dass in keinem Moment die Chronik des Films verletzt wird. Bei diesem Clip stimmt einfach alles: Musik, Effekte, Schnitt und Anime!


SILENCE (DIRECTOR'S CUT) von EvilSpider

Dann gibt’s noch nen definitiv gelungenen Horror-Clip zu den ersten vier Silent Hill-Spielen (das ist keine Willkür meinerseits, liebe Freunde, sondern logische Konsequenz der Brillianz der Spiele). Dieses Video ist viel weniger eine Story, als verstörender Zusammenschnitt verschiedenster gruseliger Szenen der vier Teile. Dabei wird die Atmosphäre der Spiele bzw. das Wesen der Stadt sehr treffend eingefangen; man hat einerseits das faszinierend bis erschreckend Verstörende und anderseits den erbarmungslosen Terror. Die Bilder sind schlichtweg genial (Silent Hill eben) und machen deutlich, dass man während dem Spielen dieser Games wenig zu lachen hat (als schöner Vergleich bietet sich an dieser Stelle der offizielle Trailer der E3 2004 zu Silent Hill 4 an, der von der Struktur her dem hier präsentierten gar nicht so unähnlich ist). Auch wenn es sich streng genommen um keinen AMV handelt, wird SILENCE in deren Datenbanken gespeichert.


IN AETERNUM von Alexboy

Dieser Clip ist ganz neu und gewann an den diesjährigen VCAs absolut verdient in der Kategorie „Best Use of Instrumental Music“ und an der AKROSS CON 2007 in der Kategorie „Viewer's Choice“. Eine wahrlich exorbitante (das Wort habe ich grade heute gelernt!!) Musikeinbindung lässt einen vom ersten Moment an das Gefühl nicht loswerden, dass da gewaltig was unter der Oberfläche brodelt. Anstatt auf konventionelle Action wird hier auf denkwürdiges Suspense und eindringliche Dramatik gesetzt. Schon krass, wie sehr einen dieser Clip (zu einem nicht zu unterschätzenden Anteil aufgrund der brillianten Musik) nicht zu Atem kommen lässt. Kein Schnitt ist überflüssig, keine Sekunde zuviel. Leider bin ich mir bis heute nicht sicher, was uns der Artist damit wirklich sagen will (irgendwie verhält es sich hier wie mit No Country for old men; man ist den ganzen Film total gefesselt, kapiert aber am Schluss einfach nicht, was das ganze eigentlich soll). Trotzdem handelt es sich zweifelsohne um einen absoluten Ausnahme-AMV.


BETWEEN TWO WORLDS von Wormwood (auch: MetalStorm)

BETWEEN TWO WORLDS kann man sicherlich auch zu den eher psychedelischen und eher abstrakten zählen. Die Effekte rücken deutlich näher ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Dieser Clip hat die höchste Schnittfrequenz der hier vorgestellten, sodass einzelne Bewegungen aus bis zu fünf Schnitten visualisiert werden. Auch wenn längst nicht jeder dieser bildhaften Ausdrücke und jeder Effekteeinsatz gelungen ist, gefällt mir trotzdem die fulminante, auf das Mosaikhafte und den weniger zusammenhängenden Bildrausch ausgerichtete Montage extrem gut. Was so manchen Rezipienten vermutlich stört (und was ich zum Teil nachvollziehen kann), ist der agehackte Animationsstil dieses Beitrages. Dennoch gefällt er mir fast ebenso gut wie RELOAD – auch wenn er es niemals mit dessen Action aufnehmen kann ... obwohl, die Auszeichnung „Best Action“ gabs dennoch an der AKROSS CON 2006. Die tolle Musik stammt übrigens von ner Schweizer Band: Samael (boah, Weltrekord!!).


ALCHEMIC SIN von ForeverZeroo

Sehr aussergewöhnlich geht’s bei diesem Video zu. Der Editor hat einfach eine Anime-Serie genommen (Full Metal Alchemist) und mit dessen Bildmaterial den Sin City-Trailer nahezu Eins zu Eins nachgestellt. Sound, Dialog und Musik wurde also ebenfalls unangetastet übernommen. Unübersehbar, mit welchem Talent die Anime-Figuren neu interpretiert und zu den Figuren des Filmes umgewandelt wurden. Fans des sensationellen Original-Trailers (und Films) dürften definitiv nicht enttäuscht werden.


ANOTHER HALF von NetTroop

Wer noch nicht genug hat, möge sich als vorletztes den deutlich „philosophisch“ ausgerichteten, sehr psychedelischen und abstrakten, ja fasst nur aus Effekten bestehenden, ruhigen Beitrag zum zweiten Ghost in the Shell-Film (oh Wunder, schon wieder was, das ich so sehr mag!) zu Gemüte führen.


Wie man's nicht machen sollte

Als Selbst-Verarsche zum Abschluss (und weil eh niemand bis hier gelesen hat) gbit's den allerersten Video-Clip, den ich geschnitten habe (Anno 1999, womit man ihn anderseits nicht mit den obengenannten vergleichen kann; d.h. tuts bloss nicht!!). Ein Tribute-Movie zu Final Fantasy IX (ein weiteres meiner All-Time-Favorit-Games). Bin leider nie mit dem Clip fertig geworden. Es sollte noch ein „Showdown“ in Form einer schnellen Abfolge von Einstellungen aus den anderen Rendersequenzen folgen.


Hinterlasst doch bitte einen Kommentar zu den gesehenen Filmen (ähm, exklusive FFIX-Tribute-Movie!).

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Mal ne Abwechslung zu den gefühlten 300 Millionen Naruto-AMVs ;) Ich muss aber gestehen, dass ich mit Ausnahme von Fullmetal Alchemist noch nichts davon gesehen bzw. durchgespielt habe. Jedenfalls haben mich die Videos in erster Linie (weiter) gespannt gemacht. Karas scheint nen tollen Stil zu haben, kannte ich vorher gar nicht.

Das Problem mit AMVs ist eigentlich, dass nur die wenigsten einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Vielleicht, weil einige Szenen immer und immer wieder verwendet werden? Man guckt die Videos ein paar Mal, meinetwegen hat man einige erlesene auch für Monate in seinen Favs, aber irgendwann geraten sie wieder in Vergessenheit. Einzige Ausnahme bisher bei mir Jihaku von Tyler_yj. Das ist quasi DIE Liebeserklärung an die Anime-Kultur. Auch wenn andere Werke künstlerisch anspruchsvoller sein mögen.

gameria hat gesagt…

Hi Otacon!
AMVs ist halt ne Fan-Kultur, was letzendlich doch bedeutet, dass ein beachtlicher Teil der Clipproduzenten hoffnungslose Laien sind. Deswegen finde ich es umso erstaunlicher, wenn es ein Clip fertig bringt, mich so zu begeistern wie z.B. der "Reload"-Clip.

Das von dir angesprochene Video find ich ganz cool. Einer der wenigern, welche die Original-Band zeigt, ohne dass diese wie ein Fremdkörper wirkt.
Hat bei mir jedoch nicht so einen bleibenden Eindruck hinterlassen bzw. hat die Aneinanderreihung der einzelnen Bilder für mich nicht eine solche Bedeutungsqualität erreicht, wie offenbar für dich :)

Lustig, dass du gerade jetzt nen Kommentar schreibst, ich sammle gerade neue Clips für einen zweiten Post zu diesem Thema (der aber noch dauern dürfte). Deswegen frage ich mich, welche Clips du von KARAS meinst? Der Name allein ergab zuviele wiedersprüchliche Suchresultate bei google.

Anonym hat gesagt…

Ich bezog mich nur auf die von dir vorgestellten Videos - und Karas kannte ich nicht, werd ich mir aber bestimmt mal zu Gemüte führen. Scheint ja auch nicht so umfangreich zu sein mit seinen sechs Folgen.

gameria hat gesagt…

ahaaa, Jetzt is alles klar!

Für mich sind die Videos nur an zweiter Stelle Appetitmacher auf die Animes und an erster Stelle was eigenständiges, weil sie ja oftmals die Story der Quelle verändern (wobei, das scheint auf die meisten hier nicht zuzutreffen...). Bei Karas hab ich irgendwie das Gefühl, dass der Anime ganz schlecht ist, weiss auch nicht wieso. Aber sein Stil gefällt mich auch sehr gut!

Mal sehen, wie dir dann die nächsten AMVs gefallen. Dürfte aber noch so zwei Wochen dauern...

Gruss von Eddie