Donnerstag, 3. April 2008

JUMPER (USA, 2008) - Filmkritik


Positiv:
  • coole Grundidee (jumpen mit plausiblen Einschränkungen)
  • Schauspiel von Jamie Bell
  • Schauspiel von Rachel Bilson (in der ersten Hälfte)

Negativ:
  • Schauspiel von Hayden Christensen!
  • platter Bösewicht
  • enttäuschend unspektakuläres Ende (inhaltlich und ästhetisch)

Ich geb zu, ich bin selbst schuld. Ich war bereits spektisch, als ich wusste, wer die Hauptrolle spielen und wer Regie führen wird. Doch letzterer hatte ja nicht nur den belanglosen Mr & Mrs Smith gedreht, sondern auch den gelungenen The Bourne Identity (richtig gut sind aber erst die Nachfolger). Und ersterer ... vielleicht würde er es endlich fertig bringen, eine solide Darstellung abzuliefern. Gehofft, enttäuscht; der Film ist statt eines originellen Action-Feuerwerks wohl eher ein Rohrkrepierer geworden (ein abgerundetes 2/6, wobei 6 die Höchstbewertung ist; vgl. hier).
Der Anfang des Films ist durchaus erfolgsversprechend. Das ist nicht nur auf die Inszenierung zurück zu führen, sondern auch auf Max Thieriot, der den jungen Jumper spielt. Doch sobald Hayden Christensen auftaucht, beginnt der Film in sich zusammen zu fallen. Er ist einfach eine Fehlbesetzung. Zwar stört er mich persönlich nicht dermassen wie in der dritten Star Wars-Episode, weil das Drehbuch und die Regie von Jumper ohnehin nicht zufriedenstellend, gar eine Enttäuschung sind, legt aber noch eins oben drauf. Ok, Haydens Figur ist ein arrogantes Arschloch, das macht Sinn, bedenkt man seine Superkraft. Aber dermassen nicht interessiert bzw. unsympatisch fand ich eine Figur, für die man sich interessieren sollte, seit Gong Li (und das ist eigentlich eine gute Schauspielerin, v.a. in Leben!) als Isabella in Miami Vice (ein anderer 2/6-Film) nicht mehr. Es ist mir beispielsweise völlig unverständlich, dass er nicht einmal angesichts seiner immer noch beständigen Jugendliebe in keinem Moment ein herzerwärmtes, sympathisches Lächeln aufzusetzen vermag. Dabei muss man bedenken, dass seine Figur ihre Haltung dem Mädchen gegenüber zwar verändert (er vertraut ihr schliesslich sein Geheimnis an), man davon aber nichts im Schauspiel des Darstellers sehen kann, sodass die Figur quasi eindimensional bleibt. Die ganze Beziehung zwischen David (Hayden Christensen) und Millie (Rachel Bilson) ist vorwiegend aufgrund Haydens Missinterpretationen schlichtweg unglaubwürdig. Ich werd das Gefühl nicht los, dass er gar nie für die Rolle vorgesehen war.
Ein weiterer Grund, weshalb sein Versagen so hervor sticht, ist, dass Rachel Bilson ihre Arbeit sehr gut macht – zumindest in der ersten Hälfte. In der zweiten versagt zunehmend auch das Drehbuch, so dass ihre Figur überhaupt nichts mehr zu melden hat und zum blossen weiblichen Accessoire verkommt. Negativ aufgefallen ist mir Rachel als Schauspielerin lediglich in der Szene, in der David sich als Jumper outet und sie eine arg aufgesetzt wirkende Reaktion bringt. Der Punkt ist aber, dass sie, zusammen mit dem durchwegs überzeugend agierenden Jamie Bell, in jeder Szene Hayden gnadenlos die Show stiehlt – oder treffender gesagt: sie bieten die einzige Show. Denn selbst der Gegenspieler, Roland (Samuel L. Jackson) bleibt enttäuschend blass. Seine Figur funktioniert für mich nicht, weil sie einfach NUR böse ist (das ist kein Märchen, ich will einen mehrdimensionalen Bösewicht, nicht das absolute Böse!). Man kann nun einwerfen, dass er religiös motiviert wird, doch dafür hat er viel zu wenig, im Grunde nichts mysteriöses oder mystisches an sich. Samuel L. Jacksons Potential wird nicht genützt.
Das letzte grosse Defizit des Films ist sein formaler Höhepunkt. Der „Showdown“, die letzte Hoffnung des Films, ist wirklich ein Witz. Es passiert sowohl auf der inhaltlichen wie auch auf der ästetischen Ebene schlicht nichts spektakuläres (ich frage mich ernsthaft, wo die ganzen 85 Millionen hin sind; Stardust kostete beispielsweise 65 Millionen).
Zusammenfassend gesagt, kommt das gute an dem Drehbuch ausschliesslich von der Grundidee (das Jumpen mit den Implikationen, dass man dabei für ein paar Minuten ein Wurmloch hinterlässt und nur an einen Ort springen kann, den man bereits gesehen hat). Mein guter Kumpel Alex hat das ganze am treffendsten zusammengefasst: Der Film wäre in dieser Form ein guter Pilot für ne TV-Serie gewesen, aber niemals etwas fürs Kino.
Leider Gottes ist es inzwischen bestätigt (war ohnehin offensichtlich), dass es einen Nachfolger gibt. Ich weiss nicht, ob jemand in irgend einer Weise motiviert ist, aber ein weiterer Jumper ereignet sich ziemlich sicher ohne mich. Es gibt nicht mal nen anständigen Cliffhanger – wobei, eigentlich sollte man dafür dankbar sein...

Keine Kommentare: