Freitag, 11. Juli 2008

JOHN RAMBO - uncut (USA 2008) - Filmkritik

Positiv:
  • stimmige, wuchtige Inszenierung
  • schockierende Schonungslosigkeit bei der Gewaltdarstellung
  • zufriedenstellender Stallone
  • glaubwürdige und interessante Söldner (Nebenfiguren)
  • heftigster Showdown

Negativ:
  • kurze, sehr abgedroschene Story ohne Überraschungen
  • brechreiz-erregend klischeebeladener "Bösewicht"

Bei Rambo sollte man seit dem zweiten Teil wenig an Story erwarten, dafür umso mehr an Action! Der vierte Teil geht bei letzterem einen schockierenden Schritt weiter und präsentiert Violence And Bloodshed in, selbst für die heutige Zeit, rabiatester Weise. Ich glaube, ich hab schon seit Saving Private Ryan nicht mehr soviele Menschen unter der archaisch zermalmenden Kugelgewalt verenden sehen. Tatsächlich rangiert John Rambo momentan auf Platz 9 der Filme mit den meisten onscreen Todesfällen (Anzahl: 247; vgl. hier), lustigerweise direkt hinter Saving Private Ryan (255)! Rambo selbst erledigt nachweislich allein im vierten Teil 87 Typen selbst und schafft es damit auf Platz 6 der tötungslustigsten Filmfiguren (vgl. hier).

Eigentlich ist der Film ja nichts besonderes. Er ist für einen Actionfilm viel zu kurz (87 min), seine Figuren machen sozusagen keinen Wandel durch und er erzählt eine völlig abgedroschene Geschichte. Aber wie er erzählt, ist überraschend gut gelungen! Es gibt nur wenige Momente, die mir irgendwie negativ auffielen. Hierzu zählen zweifelsohne alle Szenen, worin der "Bösewicht" stümperhaft einen auf ganz ganz bösen Burschen macht, indem er die meiste Zeit einfach nur mit Sonnenbrille ganz ganz cool an seiner Zigarette raucht, während seine Soldaten Greueltaten begehen. Grauenvoll klischeebeladene Eindimensionalität par excellence! Sowas nimmt diesen äusserst wichtigen Szenen einfach nur die Intensität. Der Film zeigt mit den Söldnern (v.a. dem Anführer) ja, dass es neben Rambo auch noch andere glaubwürdige Figuren geben kann. Sie sind zwar grobschlächtig, aber keine Wahnsinnigen. Zähe Veteranen, aber keine unverwundbare Kampfmaschinen. Stallone selbst macht seine Arbeit zwar nicht hervorragend, aber gut. Er kommt endlich wieder etwas mehr wie ein kriegsgebeutelter Veteran rüber, nicht bloss wie eine Actionfigur wie in Teil 2 und 3.
In technischer Hinsicht kann man dem Film nichts vorwerfen. Die Action sieht super aus und ist über weite Strecken im besten Sinne packend inszeniert und das, ohne sich die ganze Zeit ausschliesslich auf die Schockwirkung der oben erwähnten Gewalt zu verlassen. Persönlich fand ich beispielsweise die Szene sehr spannend, wo Rambo und die Reisegruppe mit ihrem Boot ganz leise am Piratenlager vorbeifahren und welche völlig ohne Action auskommt.
Trotzdem sind die schockierenderen „Gewaltsequenzen“ für mich eindeutig die Stärke des Films. Eigentlich werden in John Rambo ja weniger neue Tabus gebrochen (alles hat man schon mal hier und dort gesehen), diese aber auf ungleich kompakte und schonungslose Weise in wenigen Augenblicken zusammengebracht, dass man schon mal über ne Minute lang das Blinzeln vergisst. Dabei fokussieren Kamera und Schnitt fast nie die Gewalt an sich, sondern diese geschieht wie beiläufig, aber visuell (direkte Auswirkungen) und akustisch eindrücklich. Diese krassen Eindrücke summieren sich und so geht zumindest in zwei Sequenzen (Massaker und Showdown) die Kinnlage unweigerlich und beständig nach unten. Diese Art der Gewaltdarstellung ist natürlich nichts neues, sondern erinnert mich stark an jene in Filmen von Ridley Scott (z.B. Gladiator, Black Hawk Down, Hannibal, Kingdom of Heaven) und Kriegsgeschichten von Steven Spielberg wie Saving Private Ryan oder Band of Brothers. Natürlich ist John Rambo einiges farbenfroher als letztere, verwehrt sich aber den geleckten, knallbunten Bildern eines 300 und dessen geschmeidiger Kampfaction. Statt dessen wird, und das ist einer der Punkte, die so sehr an Spielbergs Kriegsfilme erinnern, reger Gebrauch von progessiven Filtern gemacht, welche das Schlachtgetümmel optisch etwas abgehackt aber immer noch realistischer erscheinen lassen. 300 blieb für mich mit seinem Comic-Look und der Tendenz des Kampfgeschehens zum plakativen Todes-Ballett ohnehin noch zu sehr auf der ästhetischen Ebene und war deshalb weniger eindrücklich als John Rambo, der allgemein mehr auf Realismus setzt.
Bereits die Kinoversion von John Rambo war gelinde gesagt: ultrabrutal. In der uncut-Fassung finden nun nochmals zwei Minuten Gewaltmaterial wieder in den Film. Während das Massaker im Dorf schon im Kino ungekürzt war (!), erhält der Schluss“kampf“ eine Minute ausschliesslich sich explosiv im Raum verbreitenden Bluts zurück und wird für mich dadurch aufgewertet. Schliesslich soll der Höhepunkt eines Filmes ja nicht in der Mitte stattfinden (Dorfmassaker), sondern am Ende! :)
Eins ist aber sicher: meine minderjährigen Geschwister kriegen den Film auf keinen Fall zu sehen!

Fazit: Für mich haben sie Rambo völlig zufriedenstellend in unsere Zeit gebracht und gezeigt, dass auch noch eindrückliche, ultrabrutale Actionfilme jenseits von Comicverfilmungen möglich sind. Rambo-Fans und Anhänger härtester „realistischer“ Kriegs-Action dürften nicht enttäuscht werden! Dafür gibts von mir fünf von sechs Punkten.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Bööööser Rambo. Naja, ich kenne diese Filme eigentlich gar nicht, denn ich kann Stallone nicht ausstehen (weiss zwar auch nicht wieso) =D. So wie das hier klingt, darf man die wirklich keinen "kleinen Kindern" zeigen (und übrigens auch Bambi nicht! Zumindest "meinen" Bambi ;P)