Samstag, 26. Dezember 2009

Avatar - Kurze Filmkritik (spoilerfrei)

Eigentlich hat die Story hat an und für sich nur wenig Überraschung anzubieten und die Figuren bleiben mitunter ziemlich blass. Trotzdem weiss einen der Film in seinen Bann zu ziehen, wie nur wenige "Blockbuster" der letzten Jahre.
Natürlich wäre da erstmal das erfrischende Setting, welches Fantasy und Sci-Fi so schön zusammenbringt. Die Gestaltung der Welt Pandora und deren Flora und Fauna ist schlicht phänomenal. Diese wird nur durch die berauschenden Animationen der Na'vi bzw. Na'vi-Formen der Menschen überboten, welche in Sachen Mimik eine Lebensechtheit und Ausdrucksstärke an den Tag legen, die man bei vergleichbarer Menschenähnlichkeit nur selten gesehen haben dürfte. Das Uncanny Valley wird meisterhaft umgangen, wie es vielleicht seit Gollum nicht mehr der Fall gewesen ist. Besonders Neytiri - meiner Meinung nach das eigentliche Herz des Films - hinterlässt auch von ihrer Figurenzeichnung her einen denkwürdigen Eindruck. Jake Sully gefällt eigentlich nur wirklich in seiner Na'vi-Form, was aber in erster Linie storybedingt bzw. funktional zur Message ist (Gefühle zeigen ja alle Menschen nur in blauer Haut).
Generell sieht man das immense Budget dem Film in jeder Einstellung und jeder Kamerafahrt deutlich an. Die Technik wird hier aber viel weniger zum Eigenzweck eingesetzt, als es bei Blockbustern so oft der Fall ist. Auf dreidimensionale Effekthascherei wird weitgehend verzichtet und die Action ordnet sich konsequent der wunderbar naturverbundenen Message unter, kommt aber alles andere als zu kurz. Zu was Altmeister Cameron in Sachen Spannung und Action fähig ist, dürfte jedem spätestens im letzten Drittel klar werden, wo diesbezüglich dermassen zugelegt wird, dass man minutenlang das Blinzeln "vergessen" kann. Das beste daran: das Geschehen bleibt die allermeiste Zeit glaubwürdig und nachvollziehbar und kommt ohne nervige augenscheinliche Unmöglichkeiten aus. Der Regisseur hat es ferner wieder einmal geschafft, mit seiner ebnenso rasanten wie vereinnahmenden Inszenierung trotz mittelmässiger (weil zu klassischer) Story und nebst einem bombastischen Spektakel einen Film auf die Beine zu stellen, der Charme, Herz und Seele hat.
Zwar ist die Message bzw. Weltanschauung kinderleicht direkt während der Rezeption zu verstehen, trotzdem bleibt der Zeigefinger angenehm im Hintergrund der Inszenierung eingewebt. Ich würde sagen es geht nicht in erster Linie darum zu zeigen, was alles so schlecht an der Menschheit ist, sondern was für eine märchenhaft mit dem Planeten ausbalancierte Lebensweise die Na'vi pflegen.

Fazit: Ein Film zum darin versinken. Trotz einiger Story- und Figurendefizite versetzt einen die ebenso rasante wie vereinnahmende Inszenierung, die berauschend lebensecht animierten Na'vi, die phänomenale Gestaltung der Welt Pandora und die angenehm unaufdringliche, wunderbar naturverbundene Message in einen tiefen Traum. Dafür gibts ne glatte sechs.

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