Donnerstag, 26. Februar 2009

RESIDENT EVIL: DEGENERATION (J, 2008) - Filmkritik

Die Live-Action-Filme aus Hollywood empfand ich als eingefleischter Fan der Videospiele aufgrund ihrer völligen Werkfremdheit stets als ein Schlag ins Gesicht. Vor allem Resident Evil: Apocalypse gehört (beileibe aber nicht nur!) deswegen zu den allerschlechtesten Filmen die ich je zu Ende gesehen habe.
Capcom, der Videospiel-Entwickler selbst liefert nun mit Resident Evil: Degeneration eine Fortführung der Ereignisse ab, die näher an den Videospielen, in besonderem Masse an Resident Evil 2, nicht hätte liegen können. Story, Figuren (Leon & Claire aber auch die neuen Figuren), Look und Inszenierungsstil sind absolut werktreu. Der Film transportiert den Geist der (älteren) Spiele hervorragend und ist eigentlich ein einziges Bollwerk aus verschiedenartigsten sprichwörtlichen bis szenischen Anspielungen und Zitate.
Anderseits wird schon wieder zu viel reproduziert. Insgesamt handelt es sich nämlich mehr um ein Wiederaufleben der ersten Resident Evil-Generation mit ihren lahmen Zombies, als um ein Anknüpfen an die jüngsten Ereignisse aus Resident Evil 4. Von den mehreren Dutzend Gegnerarten kommen leider fast ausschliesslich die schlurfenden Untoten zum Einsatz, die mittlerweile die uninteressantesten Gegner in diesem Universum darstellen. Dieses Defizit wird jedoch zu einem beachtlichen Teil durch das vorbildliche Tempo, das den Grossteil des Films über gehalten wird, abgemildert. Trotzdem wirken einige Szenen bisweilen arg konstruiert, was deren Spannung untergräbt. Hierzu zähle ich Augenblicke, bei welchen die Verzögerungen eindeutig als solche auffallen, wie zum Beispiel in der Szene mit der Zeitbombe oder im Kampf gegen den „Endgegner“.
Derartige artifizielle Tendenzen werden durch die grosse Schwäche des Films empfindlich verstärkt: die Optik. Denn wie Advent Children ist Degeneration ein Direct-to-DVD-Release und hat dementsprechend augenscheinlich mit einem kleinen Budget zu kämpfen. Verglichen mit dem mittlerweile immerhin vier Jahre alten Advent Children sieht Degeneration jedoch insgesamt deutlich schlechter aus. Es gibt zwar einige kurze geniale Momente, in denen der Film lebensecht wirkt, doch gerade die Mimik und Animationen von Textilien sind für heutige Verhältnisse oftmals gelinde gesagt mangelhaft. In den Gesichtern wird fast nichts animiert, wenngleich diese sehr schön modelliert und photorealistisch texturiert sind. Dem Uncanny Valley wird infolgedessen immer mal wieder ein Besuch abgestattet. Die Standbilder wirken also viel lebendiger als der bewegte Film. Man merkt, dass die Firma bisher noch keinen abendfüllenden Streifen gemacht hat und die Technik auf Videospiele-Tools aufbaut. Deswegen und aufgrund einiger oben erwähnter Inszenierungsschwächen, wirkt der Film insgesamt wie eine überdimensionale Zwischensequenz. Grob gesagt wurde lediglich die Auflösung des Bildes und der Texturen erhöht, nicht aber der Detailgrad im Bild (optische Komplexität und Animationskomplexität). Man muss schon mit Zwischensequenzen in Spielegrafik vertraut sein, um mit den hier gesehenen Animationen zurecht zu kommen.
Anderseits ist Degeneration Advent Children hinsichtlich der Ausdrucksstärke der Gesten überlegen. Denn innerhalb der gegebenen visuellen Einschränkungen wird sehr präzise mit Gesten und Gesichtsausdrücken (Stichwort: Schnappschuss) gearbeitet. Die Motion-Capture-Schauspieler machen mit ihrer äusserst präzisen Körpersprache einen hervorragenden Job, ohne welchen (vermutlich) alles zusammenbrechen würde.
Zu guter Letzt will ich noch sagen, dass mir eine solche optisch zwar mangelhafte, aber dafür werktreue Adaption viel lieber ist, als eine weitere Live-Action-Verfilmung von Übersee.

Fazit
Eine rasante, aber optisch dürftige, spielfilmlange Videospiel-Zwischensequenz, in erster Linie für Fans der alten Resident-Evil-Generation. Da ich mich dazu zähle, gebe ich dem Film eine vier. Mit mehr monstermässiger Abwechslung hätte vielleicht eine fünf drin gelegen.

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